Stillstand in Istanbul

Corona zwingt mich zum Stillstand

79. Tag, Türkei: Corona! Was für eine fiese Krankheit. Solche Symptome hatte ich noch nie. Wie ein blinkender Weihnachtsbaum kommen und gehen Gliederschmerzen, Schluckbeschwerden, Ohrenschmerzen und so weiter und so fort. Nach acht Tagen habe ich so ziemlich alles durch, was geht. Absoluter Stillstand. 

Ich fühle mich mies, will nach Hause, bin am Zweifeln. Ja, ich habe keine Angst mehr vor dem Unbekannten. Aber mal ehrlich: Ich habe noch eine extrem weite Strecke vor mir und ob ich es vor Wintereinbruch bis zum Kailash schaffe, ist fraglich. Auf meinem Weg liegen Länder wie Iran und Pakistan.

Was für eine bescheuerte Idee war diese Reise eigentlich? Warum bin ich nochmal losgefahren? Ich habe großes Glück, dass ich bei Seher hier in Istanbul, im Stadtteil Kadiköy, zu Gast sein kann. Die Doktorin hat mich im „Namaste“ in Montenegro eingeladen. „Wenn du nach Istanbul kommst, schau bei mir vorbei“, sagte sie. Das habe ich gemacht. Gott sei dank kann ich jetzt einfach auf dem Sofa liegen und brauche mich nicht zu bewegen. Ich will nichts essen, keine Musik, kein Hörspiel hören, nur liegen.

Ob ich lieber aufgebe und umdrehe?

Natürlich kann ich umdrehen! Ich habe bereits so viel durch diese Reise gewonnen. Ich bin selbstbewusster, gelassener, fokussierter. Momentan habe ich keine Lust auf Fahrten durch Wüsten und fremde Länder. Ich will nach Hause und mich bei meiner Frau einkuscheln und morgens frische Brötchen zum gemeinsamen Frühstück.

Außerdem gehen mir die finanziellen Mittel aus. Einige Projekte für unterwegs haben nicht geklappt. War schon eng. Jetzt kann ich aufgrund von Corona nicht arbeiten. Wird also richtig eng. Was soll‘s. Ich kann es momentan nicht ändern. Ich werde erstmal wieder gesund und treffe dann Entscheidungen.

Gott sei Dank bin ich an einem sicheren und geborgenem Ort. Ich kann vom Dach aus die Skyline von Istanbul sehen. Ein Bild, wie ich es mir oft in meinen Träumen vorgestellt habe, bevor ich losgefahren bin.

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