Ein Ort der Freiheit
24. Tag, Montenegro: Wo bin ich hier gelandet? Ich bin vier Tage hier und komme erst langsam an. „Das Namaste ist ein Ort der Freiheit“, sagt der Manager Alda, während er eine Räucherspirale anzündet. Den Vormittag über hat es geregnet. Die Mücken kehren zurück. Es ist ungewöhnlich heiß heute, selbst für Montenegro.
„In einem typischen Hostel gehen die Gäste oft aneinander vorbei“, sagt er. Hier im „Namaste“ geschieht es wie von selbst, dass Neuankömmlinge sich mit jenen unterhalten, die schon da sind. Heute Morgen ist Martin eingetroffen, ein Kubaner mit strahlendem Lächeln, wie aus einer Werbung für weiße Zähne. „Hier ist einfach gute Energie. Das ‚Namaste‘ ist mein Zuhause“, sagt er.
Im Namaste schneiden sich Lebenslinien
Martin kommt auf seinen Reisen hier immer wieder vorbei, so wie Sergej. Oft war der Russe unterwegs, bis er sich dafür entschieden hat, hier zu arbeiten und länger zu bleiben. Camilla hat im „Namaste” ein Zuhause auf Zeit gefunden. Gestern Abend ist Bruno angekommen, ein Brasilianer aus München, der die Strecke mit dem Fahrrad gefahren ist. Heute Abend treffen zwei Frauen aus Dänemark ein, die übernachten und dann mit dem Rucksack weiter wollen.
Seher kommt aus der Türkei. Sie sieht das „Namaste“ als einen Ort, an dem sich Lebenslinien treffen: „Wo anders wäre es unmöglich, all diesen unterschiedlichen Menschen auf ein Mal zu begegnen“, sagt sie. Als ob das Universum aus dem Chaos heraus mit unsichtbaren Fäden webe, um Menschen zusammen zu führen. Bald will sie zurück nach Istanbul. Sie lädt mich ein, mir die Stadt zu zeigen, wenn ich dort vorbei komme.
Eine Einladung nach Istanbul
Klar will ich das! Vor der Türkei habe ich enorm Respekt. Allerdings höre ich auf meinem Weg immer wieder von der Gastfreundschaft der Türken. Seher beruhigt mich und teilt mit mir ein Geheimnis: Südlich von Istanbul gäbe es einen Ort, der ähnlich magisch wie das „Namaste“ sei, das „Lilith“. Wenn ich keine Vorurteile und ein offenes Gemüt hätte, wäre ich dort sehr willkommen. Klingt nach einem perfekten Ort für mich.
„Kommst du Morgen mit?“, fragt mich Aldo. Zum „Secret Beach“? Das würde ich gerne, doch ich habe schon ein Gasthaus in Durres in Albanien gebucht. Ich muss arbeiten, will mich zurück ziehen. Das hätte ich auch hier machen können, fällt mir plötzlich auf. Irgendwie hab ich schon seit Tagen das Gefühl, dass ich zu schnell reise. Woher nur diese Unruhe in mir? Ist das immer noch wegen dem Polizisten oder rührt sich da etwas anderes in meinem Inneren? Ich werde es heraus finden.