Ein Glücksbringer
19. Tag, Bosnien: „Das ist Zultanit“, sagt Hamza und dreht einen Stein in seinen Händen. Im Sonnenlicht glänzt er in Kiwi-Grün. Im Schatten wechselt sein Licht über Cognac-Pink in ein Himbeerrot. Faszinierend. Er zeigt uns weitere Steine, erzählt begeistert Geschichten über Citrin, Lapislazuli, Amethyst. Lapislazuli werde in der Türkei gewonnen. Extrem seltene Exemplare würden fast mit Gold aufgewogen.
Hamza ist Händler von Kristallen und Mineralien. Sein Geschäft ist eines der ersten in der Souvenierstraße bei den Tunneln von Ravne. Er ist ein zurückhaltender und zugleich leidenschaftlicher Charakter. Es geht ihm spürbar um die Sache, nicht um Geld. „Geld ist bloß Papier. Mal hast du viel. Mal hast du wenig“, sagt Hamza und schildert das Leben in Bosnien.
Manche Bosnier würden gerne nach Deutschland auswandern, um statt 500 Euro im Monat lieber 2000 Euro zu verdienen. „Doch wofür? Für Papier?“, sagt er und zuckt mit den Schultern. In Bosnien hätten die Menschen weniger materielle Güter. Doch dafür hätten sie vor allem eines: Zeit für Familie und Freunde. Darauf komme es im Leben an.
Nicky sucht sich einen Ring mit einem Aquamarin aus. Der Preis ist mehr als fair. Ich erzähle ihm von meiner Reise. „Du vertraust in Allah?“, fragt er mich mit weiten Augen. „Ja, deswegen bin ich unterwegs“, antworte ich ihm. Ich fühle, dass ich meinen Weg nur in tiefem Vertrauen gehen kann.
„Hier, nimm diesen Stein“, sagt Hamza und legt mir einen natürlich gewachsenen Rauchquarz in die Hand. Ein Geschenk. „Denke an mich, wenn du ihn unterwegs ansiehst“, sagt Hamza. Ich bin mir sicher, dass dieser Stein mir auf sonderbare Weise Glück bringen wird. Danke Hamza! Morgen fliegt Nicky zurück nach Deutschland und ich setze meinen Weg fort.