Verändern für ein glückliches Leben

Leben in Tskaltubo

165. Tag, Georgien: Ich bin seit zwei Wochen in Tskaltubo, in der Nähe von Kutaisi. Mir ist schon länger klar, dass ich es vor dem Winter nicht nach Tibet schaffen werde. Schnee legt sich bald über die Pässe des Himalayas. Im April schmilzt er wieder. Erst dann kann ich es wagen. Ich habe also Zeit.

Zeit, um mir eine Strategie zu überlegen, wie ich das Carnet de Passage finanziere. Das ist ein Reisepass für Auto und Anhänger. Den brauche ich für Pakistan und Indien. Laut Tabelle muss ich dafür beim ADAC eine Kaution hinterlegen. 8000 Euro, die ich nicht habe.

Hinzu kommt, dass die Wirtschaft in Deutschland im Sturzflug ist. Aufträge bleiben aus. Mir geht es genauso wie vielen Anderen auch. Was mein Einkommen angeht, muss ich mich neu erfinden. Ich habe bereits einen Plan. Ich arbeite an meinem Storytelling und an meinen Fähigkeiten mit Werbetexten die Aufmerksamkeit von Menschen zu gewinnen. Jedes Genre hat seine eigenen Regeln, nach denen ein Text funktioniert.

Das ist der Weg

Damit kann ich zum einen tun, was ich liebe – Geschichten erzählen – und zum anderen neue Kunden gewinnen, für die ich Kunden gewinne – und damit neues Geld verdienen. Das ist der äußere Weg. Der Innere Weg führt mich in die Stille.

Ich liebe die Ruinen hier in Tskaltubo. Der Kurort war einst eines der bedeutendsten Thermalbäder der Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Union zerfielen auch die meisten Gebäude in Tskaltubo. Josef Stalin hatte hier eine private Dacha und ein eigenes Badehaus. Beides steht noch, wenn auch verfallen. Ich werde mir das ansehen.

Kutaisi hat ebenfalls Charme. Die drittgrößte Stadt Georgiens ist eine der ältesten durchgehend bewohnten Städte der Erde. Ihre Architektur ist dementsprechend alt, anders, wie aus einer anderen Welt, gemischt mit sowjetischen Neubauten in einem eigenwillig modernem Stil.

Verändern, um glücklich zu sein

Ich weiß, dass ich mich weiter verändern muss, um ein glückliches Leben zu führen. Ich muss das nicht nur, ich will das sogar. Auf meiner Reise habe ich bereits einige innere Konflikte gelöst. Dazu zählt insbesondere, dass ich keine Angst mehr habe.

Gott, was hatte ich die Hosen voll, als ich in Montenegro und Albanien weiter gefahren bin, obwohl ich dachte, ich würde unterwegs verhungern, ausgeraubt oder mit dem Auto in irgend einem gottlosen Niemandsland stehen bleiben. Mein Verstand ist sehr kreativ darin, mir ein Horrorszenario nach dem anderen vor die Nase zu halten.

Was ich auch überwunden habe: Ich denke kaum noch darüber nach, was „die Anderen“ wohl über „den Verrückten“ denken, der mit dem Auto nach Tibet fährt. Es ist mir nicht egal, was meine Freunde, Familie, Bekannte und Neugierige wie Du, der Du gerade diesen Artikel liest, über mich denken. Ich schätze Deine Meinung. Doch es ist für mich inzwischen völlig in Ordnung für das einzustehen, woran ich glaube.

Frank D. Lemke
Post by Frank D. Lemke

2 Comments "Verändern für ein glückliches Leben"

  1. Hallo Frank!

    Schön, dass Du Deinen Weg gefunden hast und auch, dass Du weiter gehst. Herausforderungen haben wir alle. Wichtig ist, dass wir dran bleiben an unseren Zielen und am Ende den Weg wirklich gehen, auch wenn es nicht immer einfach ist. Umsonst heißt es nicht – der Weg ist das Ziel – und ich glaube, dass Du schon sehr weit bist mit dem Ziel, auch wenn Tibet nicht gerade um die Ecke auf Dich wartet. Ganz liebe Grüße!

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