Überleben im Straßenverkehr

Straßenverkehr in Georgien

127. Tag, Georgien: Batumi hat mit Sicherheit auch schöne Ecken. Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt am Schwarzen Meer. Die vielen Hochhäuser sind in den vergangenen fünf Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Überleben im Straßenverkehr ist hier eine Kunst.

Ihre Bewohner sind mit Abstand die waghalsigsten Autofahrer, die ich bislang kennengelernt habe. Keine Kurve ist den Georgiern zu eng zum Überholen und kein Schlagloch ist zu tief, um da nicht mit Karacho rüber zu brettern. In der Stadt scheint es außer einer roten Ampel keine Verkehrsregeln zu geben.

Aber das ist nicht schlimm, eigentlich sogar ganz angenehmen. Denn auf der anderen Seite sind die Georgier im Straßenverkehr aufmerksam und respektieren, wenn da ein Kleinwagen samt Anhänger mit 40 Stundenkilometern die Landstraße entlang zuckelt. Ich glaube, sie nehmen mich quasi als stehendes Objekt wahr, für das es sich noch nicht einmal lohnt, beim Überholen den Blinker zu setzen. Sie ziehen einfach vorbei.

Griechenland, Bosnien, Türkei und Italien

Jedes Land hat so seine Eigenheiten. Die Griechen sind in der Regel freundlich und zurückhaltend, bis sie eine sichere Möglichkeit zum Überholen sehen. Überleben im Straßenverkehr ist hier deutlich leichter. Die Bosnier fahren bis auf die Stoßstange auf und überholen dann auch in knappen Situationen. Autofahren in der Türkei ist bei Reisenden berüchtigt. “Die fahren wie die Henker”, habe ich an der Grenze gehört, weil die rechts und links überholen. Ja, das tun sie, aber fahren wie die Henker? Sobald man das mit dem Überholen weiß, ist das kein Problem. Die türkischen Autofahrer fahren zügig aber rücksichtsvoll. Mir kommen die Straßen in einer Großstadt wie Istanbul eher wie eine große Gokart-Bahn vor, auf der jeder seinen Spaß hat.

Eigenartig empfinde ich das Verhalten der Italiener. Langsames Autofahren scheint in Italien das Temperament der Verkehrsteilnehmer zu wecken. Sie fahren dicht auf und machen im Rückspiegel mit Lichthupe und ungeduldigem Hin- und Herfahren auf sich aufmerksam. Wie kann ich mir erklären, dass sie auf gerader Strecke ohne Gegenverkehr lieber hinter mir bleiben und freundlich hupen?

Verstehe einer die italienischen Autofahrer.

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