Roussanou ist eine Festung des Glaubens

Klöster auf den Meteora-Felsen

37. Tag, Griechenland: Das „Roussanou“ ist eines von sechs erhaltenen Klöstern auf den Meteora-Felsen. Einst waren es 24. Die ersten dokumentierten Einsiedeleien reichen in das 11. Jahrhundert zurück.

„Hier oben konnten sich die Mönche und Nonnen von allem Weltlichen lösen. Die Klöster waren uneinnehmbare Festungen“, sagt ein Reiseführer, der eine Traube von Touristen hinter sich herzieht. Er erzählt von dem Leben in den Klöstern: Vor Sonnenaufgang aufstehen. Beten. Arbeiten. Wenn Krieg über das Land zog, blieben die Mönche und Nonnen unabhängig.

Heute widmen sie sich vor allem dem Bewahren ihrer Tradition. Sie wollen Zeugen des christlichen Lebens in einer Zeit sein, die arm an Geist, Religion und Moral sei. Den Glauben verstehen sie als wertvolle, den spirituellen Durst stillende Quelle.

Die Kapelle des Roussanou

Fotografieren in der Kapelle des Roussanou ist nicht erlaubt. Besucher kommen und gehen. Eine junge Frau ist im Gebet versunken. Neben ihr wischt sich eine ältere Dame Tränen aus dem Gesicht. Sie bekreuzigt sich und verlässt die Kapelle. Die junge Frau macht es ihr nach. Weshalb haben die beiden diese Kapelle aufgesucht? Ich frage nicht nach.

Die Touristen des Reiseführers kommen herein. Ein Mann mit Bauchtasche blickt stumm die Heiligenbilder an den Wänden an. Seine Frau flüstert ihm etwas zu. Draußen vor dem Eingang liest eine Nonne in der Bibel.

Diese Kapelle hat unzählige Gebete gehört. Die filigrane Handarbeit ihrer Malereien und Ikonen hat der Hingabe zu Gott eine feste Gestalt verliehen. Wenn alles Energie ist, wie die moderne Wissenschaft sagt, dann ist dies ein Kraftort des christlichen Glaubens.

Frank D. Lemke
Post by Frank D. Lemke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert