Über das Loslassen
Wenn sich die Gedanken im Kopf drehen
123. Tag, Georgien: Loslassen! Wie geht das? Was soll ich loslassen? Die Person? Die Gefühle? Die Erinnerung an einen geliebten Menschen? Woran halte ich denn fest? Manchmal drehen sich die Gedanken im Kopf, immer und immer wieder.
Was dann hilft, ist das Aufschreiben dieser Gedanken. Loslassen hat viel mit dem zu tun, was ich über eine Situation oder einen Menschen glaube oder glaubte zu wissen. Das, was ich bislang für wahr empfunden habe, kann im Widerspruch zu neuen Erkenntnissen oder Erfahrungen stehen.
Womöglich habe ich mir schon länger etwas vorgemacht, so Manches ignoriert, was nicht in mein Weltbild passte. Ich wollte die Welt so, wie sie mir gefällt und dafür habe ich gewisse Dinge einfach ausgeblendet.
Doch irgendwann wird der Leidensdruck zu groß und ich kann nicht mehr anders. Ich muss mich der unangenehmen Realität stellen. Loslassen bedeutet, genau hinzusehen und seine Glaubenssätze in Ordnung zu bringen.
Loslassen bedeutet genau hinzusehen
Indem ich Tatsachen aufschreibe, ohne sie im ersten Schritt zu interpretieren, kann ich überprüfen ob das, was ich über eine Situation oder einen Menschen denke, wahr ist oder nicht. Vielleicht erkenne ich, dass ich bislang verdrehte Halbwahrheiten vorgesetzt bekommen habe. Womöglich bin ich sogar direkt angelogen worden. Vielleicht bin ich bislang von einem materialistischen Weltbild ausgegangen und die Realität ist weit mehr als das, was mir in der Schule beigebracht wurde. Es gehört Größe dazu sich einzugestehen im “Unrecht” zu sein. Doch: Will ich lieber unglücklich im Recht oder glücklich im Unrecht sein?
Dieser Prozess kann langwierig und schmerzhaft sein, je nachdem wie tief die Wurzeln meiner Gedanken reichen, die mit intensiven Emotionen verbunden sind. Sobald ich Klarheit gewonnen habe über das, was ich glaube, und das, was tatsächlich ist, habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich kann bessere Entscheidungen treffen, auch wenn das bedeutet Gedanken loszulassen, von denen ich glaubte, sie seien wahr.