Die Legende des St. Nikolai
St. Nikolai auf den Meteora-Felsen
46. Tag, Griechenland: Einen Tag vor meiner Weiterreise wandere ich die Meteora-Felsen hinauf. Oberhalb des Dorfes Kastraki führt ein Pfad nach oben. Die Wege sind steinig, steil und schattig. Bäume rascheln. Die Felsen schweigen. Auf meinem Weg durch ein Labyrinth aus Bäumen und Büschen, oben auf den Felsen, werde ich zufällig die Kapelle des St. Nikolai finden.
Wie sind diese sonderbaren Felsen hier nur her gekommen? Aus der Entfernung sehen sie aus, als hätten Riesen einen blubbernden Gesteinsbrei auf die Landschaft gegossen, der beim Erkalten seine eigentümliche Form angenommen hat. Von Nahem sehen die Felsen aus wie grober Beton, geschliffen von Wind und Wasser. Die örtlichen Legenden sprechen davon, dass dieses Tal einst unter Wasser stand und die Spitzen der Felsen kleine Inseln bildeten. Auf der größten sollen ein König und eine Königin gelebt haben.
Die verlassene Kirche
Auf meinem Weg komme ich an zwei verlassenen Kapellen vorbei. Die eine ist die St. Nikolai-Kirche. Hier soll es spucken. Spaziergänger haben Gesänge aus dem Inneren der leeren Kirche gehört. Man sagt, nur jene, die reinen Herzens sind, können den heiligen St. Nikolai singen hören.
Ich höre nichts. Hoch gewachsene Gräser wiegen sich im Wind vor dem verschlossenen Eingang. Ein stiller, friedlicher Ort. Morgen verabschiede ich mich von Kalambaka und fahre weiter Richtung Osten.